Einen Scheiss muss ich…! – Warum du nicht alle Erwartungen erfüllen musst!

Huch, bist du grad irritiert, weil du solche Töne von mir nicht gewohnt bist?

Da ich aus’m Ruhrpott komme, bin ich durchaus in der Lage, Tacheles zu reden.

Aber mit diesem Artikel beteilige ich mich gerne an einer Blogparade von Elke Schwan-Köhr.

Was ist eine Blogparade?

Nun kennst du von mir ja schon einen Round-Up Post und weißt, dass das nix mit Monsanto zu tun hat.

Und heute stelle ich dir gern die Blogparade vor. Das hat nix mit irgendwelchen Aufmärschen oder Demonstrationen zu tun.

Es geht darum, dass ein/e Blogger/in ein bestimmtes Thema festlegt. Das war diesmal Elke Schwan-Köhr mit dem Titel „Einen Scheiss muss ich…!“.

Dann werden andere Blogger dazu aufgerufen, einen eigenen Artikel zu diesem Thema zu schreiben. Jede Bloggerin / jeder Blogger bringt nun mit ihrer / seiner Expertise eine völlig andere Perspektive zu dem selben Thema. Das finde ich total spannend und möchte mich daher sehr gerne beteiligen!

Blogparade von Elke Schwan-Köhr –
https://federfuehrend-media.de/blogparade-die-zweite-einen-scheiss-muss-ich/?fbclid=IwAR2zh1HROqVmExozSA-UjCoSkCvG0TtajKOFkj_8yg8u-6sJro96MsVCxyI

Ich muss – mein früheres Ich

Ich habe mich bei dem Titel direkt angesprochen gefühlt und musste (!) einfach etwas dazu schreiben. Es hat förmlich in meinen Fingern gejuckt und meine Augen wurden feuchter.

Denn in meinem früheren Leben habe ich ständig gedacht, dass ich muss.

Ich muss hier, ich muss da. Ich muss schnell und am besten sofort. Ich muss für jeden da sein. Ich muss mich gut benehmen. Ich muss gehorsam sein. Ich muss angepasst sein, um nicht aufzufallen. Ich muss rücksichtsvoll sein. Ich muss lieb sein, um gemocht/ geliebt zu werden. Ich muss mich an die Regeln halten, um dabei sein zu dürfen. Ich muss geliebt werden, um mich selbst zu lieben. Ich muss machen, was man von mir erwartet.

Die Liste könnte ich bis morgen genau so weiterführen.

Erschreckenderweise habe ich das nicht nur wirklich geglaubt, sondern ich habe das nicht mal für ein paar Sekunden in Frage gestellt. Mein früheres Ich musste tatsächlich ständig irgendwas.

Ein Grund – so die Idee dahinter – war: Wenn ich angepasst bin, dann gehöre ich dazu, falle nicht negativ auf und es ist sehr viel einfacher, als gegen den Strom zu schwimmen. Lieber mitschwimmen, im großen Strom.

Genauso, wenn ich auf der Straße mit einer Masse von anderen Menschen laufe. Alle laufen jeweils eher rechts. So bleiben alle im Fluss. Wenn ich als einzige links laufe, dann störe ich den Fluss der anderen und für mich ist es viel schwerer. Habe immer wieder Widerstand, muss ausweichen, ich brauche sehr viel länger.

Also wollte ich lieber auf der rechten Seite des Lebens laufen. Das müsste doch dann einfacher sein! Oder etwa nicht?

Mit dem Strom zu schwimmen ist anstrengend(er)

Aber dann, die Überraschung: Mit dem Strom zu schwimmen war noch viel anstrengender! Das war unglaublich anstrengend. Es war anstrengend und hat mich wahnsinnig viel Kraft gekostet. Kraft, die ich durch meine Erkrankung eh nicht im Übermaß hatte, verschwendete ich dann nur noch mehr.

Mit dem Inneren und den Emotionen verhält es sich eben anders als das Gehen auf der Straße.

Warum? Weil ich ständig, am laufenden Band, gegen mich selbst gearbeitet habe und immer wieder über meine eigenen Grenzen hinweggefegt bin.

Naja, dass das nicht in Kraft und Gesundheit enden kann, ist eigentlich logisch. Aber das wusste ich zu dem Zeitpunkt ja nicht! Ich dachte, die Welt funktioniert eben so und alle machen das.

Sehr lange Zeit habe ich nicht bemerkt, wieviel Kraft es mich kostet, da ich es ja nicht in Frage gestellt habe. Ich habe eben das gemacht, was von mir erwartet wurde.

Als ich es irgendwann bemerkte, habe ich an mir selbst gezweifelt. Ich habe mich gefragt, was denn mit mir nicht stimmte. Warum ich nicht einfach normal sein konnte!

Ich wurde immer kränker

So habe ich nur funktioniert, das gemacht, was erwartet wurde oder was alle anderen eben auch gemacht haben.

Dabei wurde ich immer kränker. Mit meiner Neurodermitis habe ich immer häufiger Schübe gehabt und rätselte, wo die schon wieder herkamen. Was habe ich gestern gegessen? Hat Mama ein neues Waschmittel benutzt?

Ein Schub konnte durch tausend Dinge ausgelöst worden sein. Zu dem Zeitpunkt wusste ich aber nichts um die emotionale und psychische Komponente. All die Ärzte in den Praxen und Kliniken haben mir ständig fleißig Cortison verschrieben, aber mir diese emotionale und psychische Welt mit ihrem starken Einfluss nicht eröffnet. Das habe ich mir im Laufe der Jahre und im Laufe des Heranwachsens selbst beigebracht, selbst den Weg gefunden. Den Weg zu mir selbst.

Damals kannte ich die Zusammenhänge noch nicht.

Während ich also angepasst war und funktionierte, arbeitete ich sehr häufig, viel zu oft gegen mich. Gegen meine Werte, gegen meine innere Welt.

Tief in mir spürte ich schon immer, dass ich anders war als die anderen. Aber ich wollte so sehr dazu gehören, dass ich mich verbog. Nur um so zu sein, wie sie. Um geliebt zu werden oder Anerkennung zu bekommen. Ich leugnete und unterdrückte mein wahres Ich, stellte es auf stumm. Meine Meinung habe ich nicht häufig gesagt, vor allem nicht, wenn sie gegen die allgemeine Meinung aufbegehrte.

Meine Stimme erhob sich nicht mal, wenn man mich beleidigte oder verletzte. Ich verteidigte mich nicht. Stattdessen dachte mein früheres Ich, dass ich lieb sein musste. Höflich bleiben musste. Es ertragen musste.

Aber: Einen Scheiss muss ich! Um beim Titel der Blogparade zu bleiben.

Um geliebt zu werden musst du dich selbst lieben.
Dich selbst zu lieben schaffst du nur, wenn du dich nicht immer für die anderen verbiegst!

Lange Wege aus dem „Ich muss“

Es hat ja nicht mal funktioniert. Je mehr ich mich anstrengte, ihnen zu gefallen, desto weniger hat es tatsächlich funktioniert. Sie trugen immer neue Erwartungen an mich heran oder änderten ihre Wünsche an mich.

Statt Anerkennung hatten sie nur Kritik für mich übrig, denn irgendetwas war irgendwie immer nicht in Ordnung mit mir.

Hinzu kamen Kulturkonflikte. Als Heranwachsende ist die Welt sowieso schon kompliziert. Wenn man wie ich zwischen zwei Kulturen aufwächst, wird es nicht leichter. So haben mir die Inder beigebracht, wie ich mich verhalten soll. Die Deutschen haben das auch getan, nur sollte ich ihrer Meinung nach was völlig anderes tun.

Meist habe ich nach Kompromissen gesucht, aber das war eben nicht immer möglich.

Manchmal bin ich an all dem so verzweifelt. Denn irgendwen konnte ich immer nicht zufrieden stellen. Für irgendwen war mein Verhalten nicht korrekt. Wie ich mich auch anstrengte, ich schaffte es einfach nicht, allen gerecht zu werden und sah das damals als mein Versagen an.

Dann wurde meine Haut schlechter und ich war noch mehr am Boden zerstört. Ich konnte es einfach nicht verstehen.

Dabei war es ganz einfach. Dass das System nicht funktionierte war nicht schlimm, sondern mein absolutes Glück.

Ich brauchte einige Jahre, viel innere Arbeit und habe einige Tränen vergossen, bevor ich das verstanden habe.

Shyney up your life!
Steh zu dir selbst und bleib dir treu!

Weg zu mir selbst

Nach und nach kam ich dahinter, dass die Menschen nun mal immer irgendwelche Erwartungen stellen. Diese kann ich erfüllen, muss es aber nicht. Es kann sein, dass ihre Erwartungen so gar nichts mit meiner Realität zu tun haben. Meistens sogar. Es ist dann MEINE Entscheidung, ob ich diese erfülle oder nicht. Wenn ich sie erfülle, kann ich auch dort Abstriche oder Kompromisse machen, so dass ich eben nicht gegen meine Werte arbeite, sondern auf mich aufpasse.

Stress wird es nur, wenn ich gegen mich arbeite und meine, all die Erwartungen erfüllen zu müssen.

Aber einen Scheiss muss ich!

Ich mache mir nicht mehr unnötig das Leben schwer! Ich sehe nicht ein, meine Lebenszeit und meine Lebensenergie für Blödsinn zu verschwenden.

Ich muss essen. Ich muss trinken und schlafen. Ich muss mein Kind versorgen. Und ich muss sterben. Darüber hinaus gibt es nicht mehr soooo viele Dinge, die ich tatsächlich muss.

Nun gut, ich gebe zu, dass ich salopp oftmals sage „ich muss… tun“. Weil ich erkannt habe, dass bestimmtes erwartetes Verhalten tatsächlich mein Leben erleichtert oder ein Miteinander in einer Gesellschaft, Partnerschaft, Familie, Nachbarschaft erleichtert.

Oder negative Konsequenzen von mir fernhalten kann, zum Beispiel: „Ich muss meine Steuererklärung machen!“

Mein heutiges Ich und ich muss

Mittlerweile sortiere ich bewusst, welche Erwartungen aus welchen Beweggründen an mich herangetragen werden. Dann prüfe ich, ob sich diese mit meinen decken oder ob das von mir erwartete Verhalten für mich sinnvoll ist.
Sollte dies nicht der Fall sein, dann lass ich die Erwartungen bei dem Erwartenden und mache mir meine eigenen Verhaltensregeln.

Unabhängig davon, ob ich was muss oder nicht, ob ich die Erwartungen erfülle oder nicht, ergeben sich für mich und vielleicht auch für andere bestimmte Konsequenzen. Mit diesen muss ich dann leben.

Wenn ich also meine Steuererklärung nicht mache, dann muss mir bewusst sein, dass das Finanzamt not amused ist. Wenn ich meiner Bürgerpflicht nicht nachkomme, dann kann ich Strafgelder auferlegt bekommen. Also, das sehe ich ein und auch wenn ich keinen Spaß daran habe, kümmer ich mich um meinen Steuerkram. Nun gut.

Wenn ich meinen Sitzplatz einer alten Dame anbiete, dann fühle ich mich nicht nach ich muss, sondern das mache ich von Herzen gern.

Aber wenn ich mich sinnlos verbiegen soll, nur weil die anderen es auch machen, oder die anderen meiner Meinung nach nicht alle Latten am Zaun haben, dann wandelt sich mein ich muss in ein einen Scheiss muss ich! Ich werde nicht beleidigend oder grob oder laut. Ich bleibe immer respektvoll. Aber ich muss eben nicht alles machen oder mitmachen. Und das tue ich auch nicht. Zumindest tue ich das nicht mehr.

Damit arbeite ich nicht mehr gegen mich, sondern bin mit mir in Einklang, stehe zu mir und bin, wer ich bin. Yeah!

Denn wenn ich mich immer verbiege, dann lüge ich mich selbst an. Dann bin ich jemand anders. Und jetzt seien wir mal logisch: Wenn ich gelibet werden will, dann muss ich mich zeigen, wie ich bin. Ansonsten liebt man nicht mich, sondern die Person, die ich spiele. Das geht auf Dauer nie gut. Und wie kann ich von jemanden erwarten, er / sie soll mich so lieben, wie ich bin, wenn ich nie zeige, wer ich bin?

Nein, das ist nicht logisch. Stattdessen sind Streitereien und Augenwischereien vorprogrammiert.

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Online-Business

Auch im Online-Business wird man am laufenden Band damit behelligt, was man alles muss. Natürlich wird man nur, einzig und allein erfolgreich in seinem Business, wenn man all diese Ich-muss‘ befolgt. Oftmals wird der Eindruck erweckt, dass es nur diesen einen goldenen Weg zum Ziel gibt und wenn man diesen nicht beschreitet oder beschreiten kann, dann stimme was nicht mit mir. Das ist natürlich völliger Blödsinn. Es gibt immer mehrere Wege nach Rom. So individuell wir Menschen sind, so sind es unsere Business-Modelle und unsere Zielgruppen auch. Wie kann man dann nach Schema-F gehen?

Auch online schau ich mir alles an. Dann prüfe ich, ob das für mich sinnvoll ist. Dabei geht es mir nicht darum, andere glücklich zu machen oder jeden Hype mitzumachen. Ist es für mich nicht passend, so lasse ich eben die anderen ihr Ding machen und entspanne mich.

Warum das Leben unnötig schwer machen?

Hast du dich selbst teilweise erkannt? Geht es dir auch manchmal so? Versuchst du die Erwartungen der anderen zu erfüllen und verlierst dich selbst dabei?

Shyney up your life und du wirst sehen, dass du mit Leichtigkeit und Freude zu dir selbst stehen kannst. Dass du damit mit dir selbst in Einklang bist und damit glücklicher, freier und leichter bist.

Also, prüfe, überlege, entscheide. Und wenn dir alles zu viel wird, denk immer daran:

Einen Scheiss muss ich!

Lachende Grüße und Keep Shyneying!

2 Kommentare
  1. Elke
    Elke sagte:

    Liebe Shyney,
    vielen Dank für diesen wundervollen Beitrag zur Blogparade und für deine Geschichte. In sehr vielen Dingen hab ich mich auch wiedererkannt. Es freut mich, dass du deinen Weg gefunden hast und ihn jetzt so voller Energie gehst – und dass du das auch weitergibst!
    Sonnige Grüße
    Elke

    Antworten
    • Shyney
      Shyney sagte:

      Danke, liebe Elke.
      Der Titel hat mich sofort angesprochen!
      Es war ein langer Prozess, aber ich bin froh, dass ich die Möglichkeit dazu hatte.
      Und diese Erfahrungen gebe ich sehr gerne weiter!
      Lachende Grüße
      Shyney

      Antworten

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