Eines der großen scheinbaren Ausrufezeichen stellt die Aussage dar, dass die Massagen im Ayurveda mit warmen Öl durchgeführt werden.

Mit diesem Mythos möchte ich heute mal ein wenig aufräumen.

 

Warum wird warmes Öl verwendet?

Oh ja, es stimmt. Viele Ayurveda-Massagen, insbesondere Massagen im Wellness-Bereich, werden mit warmen Öl durchgeführt, das sind Abhyangas. Und das hat auch seinen Sinn und Zweck.
Betrachtet man die Wärme für sich allein, so kann bereits festgestellt werden, dass sie hilft, Verspannungen zu lösen und Schmerzen zu lindern. Auch Wärmeflaschen, Wärmepflaster oder Fangopackungen unterstützen diese Wirkung.

Der zweite Aspekt: Das Öl reduziert Vatha und erhöht Kapha:

Vatha hat Eigenschaften wie trocken und kalt. Wenn dies übermäßig vorherrscht, können diverse Vatha-Störungen zu Tage kommen, wie Schlafstörungen, Nervosität, Schmerzen und vieles mehr. In diesem Fall sollten diese Eigenschaften verringert werden und das Gegenteil erhöht werden – also beispielsweise warmes Öl. Insbesondere in der kalten Jahreszeit wie Herbst und Winter wird das Vatha in uns allen erhöht, einfach durch das kalte Klima. Außerdem verändern sich die vorherrschenden Elemente. Die mit Vatha verbundenden Elemente sind Luft und Raum, welches wir im Herbst durch den Wind besonders spüren. Kapha wiederum ist verbunden mit Erde und Wasser, welches wir im Regen und Schnee finden. Beide, sowohl Vatha als auch Kapha, sind kalt.

Gleichzeitig verstärkt das warme Öl das Kapha. Das wiederum erdet uns, verleiht uns (innere) Kraft und Ausgeglichenheit, lässt uns gut schlafen und stärkt unser Immunsystem.

Außerdem hat jedes Öl seine eigene Wirkung. Leider wird im Westen immer behauptet, dass Sesamöl DAS traditionelle Ayurveda-Öl sei. Das stimmt nur zu einem Teil. Denn es gibt durchaus einige Behandlungen und Rituale wie das morgendliche Ölziehen mit Sesamöl. Jedoch wird Sesamöl als Massageöl für den ganzen Körper und insbesondere für den Stirnölguss nicht für jeden geeignet sein. Zudem werden kaum reine Öle verwendet. Also ich meine traditionell. In Wellness-Hotels, Friseur-Läden, Kosmetik-Studios und Schwimmbädern, in denen Stirnölgüsse angeboten werden – durchaus. Fatal. Nicht gut, gar nicht gut!

 

Woraus besteht ein Ayurveda-Öl?

Ein Ayurveda-Öl besteht aus dem reinen Öl als Basis. Das kann durchaus Sesamöl sein. Oder Kokosöl, Ghee und viele weitere. Dieses reine Öl wird in speziellen und aufwendigen Verfahren mit bestimmten Heilpflanzen angereichert und verarbeitet. Oftmals enthält ein Ayurveda-Öl zwischen 30 bis 80 verschiedene Pflanzen. Die Nebenwirkung einer Pflanze wird meist durch die Wirkung einer zweiten Pflanze aufgehoben. So kann eine allergische Reaktion auf ein Ayurveda-Öl zwar nicht 100%-tig ausgeschlossen werden, allerdings ist dies sehr selten der Fall.

Je nach Person, Konstitutionstyp, Alter, Erkrankungen und weiteren Aspekten wird das Öl oder eine Kombination aus mehreren Ölen individuell ausgewählt.
Die Tradition sieht nicht vor, dass jeder, der da kommt, mit Sesamöl behandelt wird!

Aus Gewinn-Maximierungsgründen wird in Wellness-Oasen immer mehr nicht mal Sesamöl verwendet, sondern Sonnenblumenöl! Das muss man sich mal vorstellen- da wird den Leuten Salatöl auf die Birne gekippt, das Geld aus der Tasche gezogen und dann nennen sie es auch noch Ayurveda! Das ist eine Frechheit. Sorry, ich reg mich da auf. Gut, dass ich ein paar Atemübungen kenne, um meinen Geist wieder zu beruhigen.

 

Wird immer mit Öl behandelt?

Nein! Öl ist nur eine Möglichkeit unter vielen. Es ist ein Trägerstoff, denn es geht nicht vornehmlich um das Öl selbst (auch wenn es eine eigene Wirkung hat), sondern es geht darum, die Heilpflanzen in den Körper, in die Hautporen zu bringen.

Bei manchen Erkrankungen kann es sein, dass Öl überhaupt nicht angewendet werden darf, zum Beispiel wenn das Kapha zu stark ist. Denn Eigenschaften von Kapha sind ölig, schleimig, schwer. Durch die Behandlung mit Öl könnte es in bestimmten Konstellationen somit kontraproduktiv sein. Stattdessen könnte eine Pudermassage Udvartana zum Einsatz kommen. Hierbei werden verschiedene Kräuter und Heilpflanzen in bestimmten Verfahren getrocknet, teilweise angebraten und behandelt. Am Ende werden sie pulverisiert und in einer besonderen Technik angewendet. Diese Behandlung kann überschüssiges Kapha regulieren, es stimuliert zudem Blutzirkulation und Stoffwechsel.

Eine weitere Alternative wäre ein Guss für den Körper mit Milch Ksheeradhara. Auch hier wird die Kuhmilch mit Heilpflanzen aufbereitet, gekocht und eher kalt oder lauwarm auf den Körper aufgegossen.

Auch der berühmte Stirnölguss könnte statt mit Öl eben mit der besagten Kuhmilch oder auch Buttermilch Takradhara stattfinden.

Dies sind nur einige Beispiele. Jedoch kannst du erkennen, dass es viel mehr gibt als Öl.

Welches Medium mit welcher Pflanzenkombination für welchen Menschen das geeignete ist, kann nach einer Konsultation individuell bestimmt werden. Diese Anamnese sollte von einer medizinischen und in Ayurveda ausgebildeten Person durchgeführt werden. Ein Fragebogen mit Psycho-Ankreuz-Tests wie in Frauen- oder Jugendmagazinen und einigen Kochbüchern kann dies nicht einmal ansatzweise ersetzen.

Denn diese hohe Kunst des Ayurveda soll respektiert und hochgehalten werden, statt mit billigen Fragebögen zu einem easy-konsumierbarem Etwas zu verramschen.

Nein. Ayurveda ist eine Philosophie mit einem jahrtausendealten Wissen. Und als solches sehr wertvoll!  Mehr davon in den nächsten Blog-Artikeln und Podcast-Folgen!

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